PCT Meile 775.9, Höhe 3‘350 Meter, 32.5 km / 7h 50 / ca. 1‘050 Höhenmeter gelaufen
Heute beginne ich mal mit einem Thema welches ich bis jetzt nicht angesprochen habe.
Damit ich und alle anderen Wanderer ihre täglichen Leistungen vollbringen können, müssen wir genügend essen. Dies führt aber auch dazu, dass wir von Zeit zu Zeit die Reststoffe wieder von uns geben müssen. Um es etwas rustikal auszudrücken, wir müssen scheissen.
Ich hatte heute, nach 40 Tagen das Vergnügen, dass erste Mal in meinem Leben in freier Wildbahn zu scheissen. Jetzt kann man sich fragen, wie das geht, 40 Tage unterwegs zu sein ohne sich einmal in der Landschaft entleert zu haben.
Bei hat es zwei Gründe. Der einte ist, dass sich mein Körper nicht entleeren möchte, wenn keine Toilette vorhanden ist. Der zweite, welcher wahrscheinlich die meisten Wanderer betrifft, ist die der Verstopfung. Ich zum Beispiel, ernähre mich fast ausschliesslich von Junkfood. Dies führt nicht unbedingt zu einer guten Verdauung.
Nun da dieser Punkt auch behandelt ist, zum heutigen Tag. Überraschender Weise war es auch in dieser Nacht nicht wirklich kalt. Es reichte, dass ich meinen Schlafsack als Decke benutzte.
Kurz nach 5:00 Uhr bin ich aufgestanden. Ich habe mir einen Pullover, eine Jacke, einen Schal und eine Mütze angezogen. Anschliessend habe ich im Zelt alles zusammen gepackt. Dann blieb mir nur noch übrig das Zelt zusammenzulegen und alles Material im Rucksack zu verstauen. Bevor ich abgelaufen bin, habe ich alle meine warmen Sachen abgezogen und bin im T-Shirt, Sommerkappe und Sonnenbrille abgelaufen. Dies war in den ersten paar Minuten noch etwas kühl, aber ich weiss, nach ein paar Minuten wird mir warm genug, vor allem wenn dann die Sonne noch scheint.


Heute ging es den ganzen Tag rauf und runter. Von Tal zu Tal. Dabei standen auch diverse Bach- und Flussüberquerung an. Die ersten drei grösseren Überquerungen konnten wir mithilfe von Baumstämmen oder rüber springen, mit trockenem Füssen beenden. Dann kamen nochmals drei Flussüberquerung, bei welchen es keine Möglichkeit gab mit trockenen Füssen rüberzukommen.




Die einfachste und sicherste Variante, für diese Überquerungen, ist das durchlaufen mit den Schuhen. Wäre es nur eine Überquerung gewesen, hätte wir uns überlegt eventuell die Socken auszuziehen und die Sohlen aus den Schuhen zu entfernen.
Hier ein kurzer Film wie eine Flussdurchquerung abläuft. In diesem Beispiel, ein breiter Fluss welcher nicht sehr tief ist. Vor einer Flussdurchquerung prüfe ich immer ob es Alternativen gibt, bei welchen ich mit trockenen Füssen rüber komme. Ansonsten geht es darum eine möglichst sichere Stelle ausfindig zu machen.
Bei drei Überquerungen innerhalb von ein paar Kilometern, ist dieser Aufwand aber einfach zu gross. So haben wir die ersten zwei Überquerung gut gemeistert. Dann stand die Überquerung des Tyndall Creeks an. Gemäss einem Kommentar auf der FarOut App wurde empfohlen die Überquerung 200 m weiter oben zu versuchen. Mike und ich haben dann geschaut wo es am sichersten rüber geht. Schlussendlich haben wir uns für die breiteste Stelle entschieden, bei welcher die Fliessgeschwindigkeit beziehungsweise die Wasserhöhe am geringsten erschien. Ich habe mich dann mal mutig in die Fluten gestürzt und schnell festgestellt, dass es gut kommt. Das Wasser ist mir zwar bis zu den Knien gekommen aber mithilfe der Trekking Stöcke konnte ich mich sicher auf den Beinen halten. Der Nachteil dieser Fluss überqueren sind unsere nassen Schuhe. Da es kurz vor unserer letzten Flussüberquerung noch leicht zu regnen begonnen hat, werden wir unsere Schuhe bis morgen nicht trocken bringen. Im Moment scheint zwar noch die Abendsonne, diese hat aber nicht sehr viel Energie. Ist nicht optimal, da wir morgen den Forester Pass überqueren werden.


Wir sind heute auch etwas weniger weit gelaufen, da wir unsicher waren ob wir noch in einen Regenschauer geraten. Daher haben wir etwas früher unsere Zelte aufgestellt was schlussendlich eine gute Idee war. Dies bedeutet aber auch, dass unser morgiger Tag noch etwas länger wird. Wir sind aber froh dass wir den heutigen Tag gesund beenden konnten. Zudem, da bin ich mir sicher, sind das Erinnerungen welche ich nie mehr vergessen werde.
Auch heute waren die Aussichten in die Landschaften wieder phänomenal. Ich hätte alle paar 100 m stehen bleiben können und ein paar Fotos schiessen.
Für die Insider. Wir sind heute an der Abzweigung vorbeigelaufen, an welcher man zum Mount Whitney kommt. Dies ist der höchste Berg der USA, ausgenommen Alaska. Ursprünglich hatte ich mal die Idee auf diesen Berggipfel zu laufen. Im Moment sind meine Gedanken aber viel mehr beim PCT. So das es ziemlich stimmig ist, diesen Berg nicht bestiegen zu haben. Mike hat mir die Entscheidung überlassen. Da er nicht weit entfernt wohnt, kann er den Berggipfel jederzeit besteigen.
Noch was zur weiteren Planung. Bei Meile 854.5 gibt es die South Fork of the San Joaquin River Brücke. Diese ist im letzten Jahr eingestürzt. Wir haben uns entschieden die offizielle PCT Alternativ Route zu nehmen. Es gibt alternativ dazu auch eine, Hand gestrickte, Route bei welcher man aber klettern muss. Persönlich finde ich es nicht gut, dass es neben der offiziellen Alternativ Route auch noch andere Varianten gibt.
especially for friday
Weite Strecken laufen
Ich wurde schon verschiedentlich drauf angesprochen beziehungsweise angeschrieben, dass ich weite Strecken laufe. Die Feststellung ist korrekt. Auf einem Weitwander Weg werden immer längere Strecken gelaufen. Schlussendlich geht es darum, einen Weg abzulaufen. Das tägliche wiederholende laufen führt dazu, dass die Beine und alle anderen notwendigen Körperbereiche, die entsprechenden Muskeln aufbauen, beziehungsweise verstärken. Bei mir führte dies dazu, dass ich im Moment locker 40 km oder mehr laufen kann und dies täglich. Dies betrifft primär mal die Beine. Die Füsse sind bei mir noch ein spezielles Thema, aber auch diese halten der Beanspruchung aus. Etwas anderes ist das Mentale. Wenn ich 10 Stunden laufe, dann muss ich dies auch mental aushalten können. D.h. in dieser Zeit bin ich primär mit mir selber beschäftigt. Ich nutze die Zeit um meine Podcasts anzuhören, Musik zu hören und wenn möglich zu telefonieren. Ich schätze dass dies aber höchstens 20 % meiner Laufzeit ausmacht. Den Rest der Zeit verwende ich um irgendwelche Themen im Kopf zu verarbeiten.
Mein Fazit: die Laufstrecken welche auf einem Weitwanderweg zurückgelegt werden, können nur schlecht mit den Strecken verglichen werden, welche wir im privaten Umfeld laufen.