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Tag 038; 5. Juni 2024, erste Schritte in der Sierra 

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PCT Meile 729.1, Höhe 2‘700 Meter, 41.4 km / 9h 15 / ca. 1‘550 Höhenmeter gelaufen

Zuerst beginne ich noch mit ein paar Informationen von gestern zu Kennedy Meadows.

Erst als der Generator abgestellt wurde, war allen klar, dass sämtliche Gebäude keinen elektrischen Anschluss haben. D.h. jeder ist für seine Stromversorgung selber verantwortlich. Das führte dazu, dass um circa 20:00 Uhr alle zu ihrem Zeltplatz gingen. Das war ein schönes schauen, so viele Zelte in einem kleinen Wäldchen. Die meisten Zelte von innen mit weissem- oder Rotenlicht beleuchtet.

Mir ist auch aufgefallen, dass die Abwässer einfach in die Landschaft fliessen. Ausgenommen die Fäkalien, da habe ich nicht gesehen wo die landen.

Was mir gestern in verschiedenen Gesprächen aufgefallen ist, dass alle meine Gesprächspartner mindestens einen Zero Day einziehen werden. Ich habe auch mit solchen gesprochen die bleiben zwei oder drei Tage vor Ort. Ich bin froh, dass wir heute weitergelaufen sind. Ich hätte nicht gewusst was ich mit einem zusätzlichen freien Tag angefangen hätte.

Nun zu heute. Zusammen mit Mike haben wir abgemacht, dass wir den Shuttle um 6:30 Uhr nehmen werden. Da es sehr viele Wanderinnen und Wanderer auf dem Zeltplatz hatte, waren wir schon rund 30 Minuten vorher bereit. Dies hat sich ausbezahlt, da um 6:30 Uhr etwa ein Dutzend Personen den Shuttle nehmen wollten. In diesem hatte es aber nur Platz für sieben Personen. So waren wir die ersten welche zum Trail Head gefahren wurden. Dort trafen wir kurz vor 7:00 Uhr ein und liefen dann gleich los. Wir haben abgemacht, dass wir heute etwas mehr als 25 Meilen (40 km) laufen möchten. In der Vorbereitung habe ich gesehen, dass dazu noch einige Höhenmeter dazukommen.

Nach 45 Minuten wurden wir bereits gestoppt. Es war der Vertreter der PCT Organisation vor Ort. Dieser hat unsere Permits bereits beim Start in Campo kontrolliert. Nun mussten wir unser Papier-Permit hervorkramen und bekamen, man glaubt es fast nicht, einen Stempel auf das Papier gedrückt.

Anschliessend haben wir uns von Wasserquelle zu Wasserquelle bewegt. Da wir heute so viele Möglichkeiten hatten, sind wir meistens mit maximal 1.5 l unterwegs gewesen.

Mir kam dies entgegen, da ich Essen für fünf Tage, plus einen Tag Reserve dabei hatte. Zudem besteht nun die Pflicht, das Essen in einem Bärenkanister zu transportieren. Meiner wiegt knapp ein Kilo. Heute Morgen war es auch die grosse Unbekannte, wie bringe ich in einen schon gefüllten Rucksack, noch diesem Bärenkanister rein. Dieser hat ein Volumen von circa 9 l. Meine erste Überlegung war das Zelt aussen am Rucksack zu befestigen und so genügend Volumen für den Bärenkanister frei zu bekommen. Schlussendlich gab es aber eine viel einfachere Möglichkeit, Ich habe nämlich meinen Daunen Schlafsack um circa 40 % besser komprimiert. Dies gab dann den notwendigen Platz für den Bärenkanister. Der grösste Teil des Volumens habe ich schon bereits bis jetzt für Lebensmittel benötigt.

Bei Tages-Kilometer 23 sind wir an einem super schönen Ort angekommen. Es hatte eine Wiese, Schatten und einen Fluss welcher schön vor sich hin plätscherte. Hier, auf 2’400 m haben wir rund 1 Stunde Pause gemacht. Ich habe die Zeit genützt, mir eine Übersicht über die gekauften Lebensmittel und deren Kalorien zu machen. Ich habe rund 20’000 kcal dabei, d.h. locker 3’000 kcal pro Tag.

Heute habe ich den Dreh noch nicht ganz gefunden. Ich war der  Meinung, dass ich den ganzen Tag am Essen war. Am Schluss kamen aber nur 2’100 kcal zusammen. Zum Vergleich, gestern habe ich gegessen und getrunken was nur rein ging. In der Endabrechnung bin ich aber auch nur auf knapp 4’000 kcal gekommen. Fazit: auch wenn ich mir Mühe gebe werde ich sicher noch Gewicht verlieren.

Nach dem Mittagessen ging es dann auf über 3’100 m hinauf. Da muss ich ehrlicherweise sagen, dass ich um jedes Kilo welches ich  weniger wiege, dankbar bin.

Erst auf knapp über 3’000 m hatte es noch ein paar letzte Schneeflecken. Dies lässt hoffen, dass uns der Schnee nicht allzu fest beim Weiterkommen behindern wird.

Vom höchsten Punkt sind wir dann rund 400 m abgestiegen und haben einen schönen Zeltplatz gefunden. Was etwas schade war, dass es sehr viele Moskitos hatte. Es hat gerade gereicht, dass ich mit Mike noch zusammen gegessen habe, anschliessend haben wir uns schnell in unsere Zelte verkrochen.

Ich habe heute deutlich gemerkt, dass wir in der Sierra angekommen sind. Die Flüsse haben viel Wasser, wir bewegen uns bereits jetzt auf einer Höhe von 3’000 m und in der Umgebung hat es diverse Berge welche noch schneebedeckt sind.

Hier sei aber nochmals betont, dass der momentane Schneestand sehr tief ist. Im letzten Jahr hatte es am Standort von unserem jetzigen Zeltplatz, noch ein paar Meter Schnee gehabt. Das war auch der Grund, dass nur circa 10 % der Wanderer direkt durch die Sierra gelaufen sind. Die restlichen 90 % haben die Sierra umgangen und sind teilweise später zurückgekommen.