PCT Meile 641.8, Höhe 1‘950 Meter, 39.2 km / 9h 40 / ca. 1‘470 Höhenmeter gelaufen
Als sich der neue Tag angekündigte ertönte auch schon das Gezwitscher von verschiedenen Vögeln. Ich fühlte mich ausgeschlafen, das Zelt war trocken und draussen war die Temperatur sehr angenehm. Ich habe meine Sachen zusammen gepackt und bin um 5:30 Uhr abgelaufen. Während dem ich mich bereit gemacht habe, sind bereits die ersten Wanderer an mir vorbeigelaufen. Heute waren einige Höhenmeter auf dem Plan. Die ersten 2 Stunden konnte ich fast alles im Schatten eines Westhanges laufen.

Die erste Möglichkeit um zu Wasser gekommen war bei Tageskilometer 23. Da ich in einem Wüstengebiet unterwegs bin war dies ein Water Cache. Ich hatte vom Vortag her noch rund 3 l Wasser, eher knapp für die 23 km. Daher habe ich mir das Wasser so eingeteilt, dass dieses für rund 5 Stunden ausreicht. Durch mein sparsames Trinken habe ich schlussendlich nur 2.5 l benötigt. Habe dann vor Ort aber noch 1.5 l getrunken.


Der Water Cache, Bird Spring Pass, ist ein grosser. Als ich angekommen bin habe ich keine Menschenseele gesehen. Erst als ich nah genug war, habe ich gesehen, dass sämtliche Wanderer sich im Schatten der Bäume aufhalten. Ich habe mir dann einen Schattenplatz direkt neben dem Water Cache genommen.



Ich habe mir 4.5 l Wasser abgefüllt. Dazu noch, wie erwähnt, 1.5 l Wasser getrunken. Ich gehe davon aus, dass die anderen Wanderer etwa den gleichen Wasserverbrauch haben wie ich. Bei geschätzten 50 Wanderer pro Tag werden so schnell mal 250-300 l Wasser benötigt.
An diesem Standort hatte es aber auch aussergewöhnlich viel Wasser bereitgestellt. Gemäss meinen Informationen, kommt alle 2-3 Tage jemand vorbei um die Wasservorräte aufzustocken. Speziell an diesem Water Cache war die Möglichkeit sich eine Power Bank auszulehnen. Dies mit der Überlegung, dass die meisten Wanderer bereits seit 3-5 Tagen unterwegs sind und daher die eigene Power Bank unter Umständen schon leer ist.
Es hatte ein paar Kunststoffkisten mit total gegen 100 Power Banks. Ich hab mir dann zwei diese Power Banks geschnappt, und damit meine Elektronik geladen.
Nach rund 1 Stunde habe ich den nächsten Aufstieg mit rund 700 m in Angriff genommen. Mich hat überrascht das auf dem Berg ein schöner Wald war. In diesem hatte es auch ein paar offizielle Zeltplätze. Für mich war dieser Standort aber noch zu früh, zudem hätte es mir zu viel Wind gehabt.
Auf dem Abstieg fand ich eine einzelne Sandale. Diese lag unmittelbar beim Weg, für mich ein Zeichen, dass diese jemand kurz vorher verloren hat. Ich schnappte mir die Sandale und lief weiter.
Noch rund 1 Stunde traf ich eine Wanderin. Ich fragte ob sie eventuell eine Sandale vermisst. Es war wirklich ihre Sandale aber sie hat diese noch gar nicht vermisst. Sie war Mega happy dass ich ihr diese mitgetragen habe. Es zeigt sich wieder mal, dass man auch mit kleinem Gesten jemanden eine grosse Freude bereiten kann.
Heute war ich etwas vorsichtiger mit meinem Zeltplatz. Bereits bei Tageskilometer 38 habe ich angefangen zu suchen. In diesem Bereich lief ich in einem Wald welcher nicht allzu steil war. Es dauerte trotzdem eine Weile bis ich einen geeigneten Platz gefunden habe. Kaum hatte ich mein Zelt aufgestellt hörte ich ein Fahrzeug dass dich mir nährte. Es kam dann, zu meiner Überraschung, ein sehr geländegängiges Fahrzeug daher. Dies im Schneckentempo. Das Fahrzeug hat dann bei einem Zelt angehalten und ich habe mit den vier Insassen ein paar Minuten gesprochen. Zusätzlich habe ich auch noch gefragt, ob sie zufälligerweise Bier mit sich führen. Dies war leider nicht der Fall, wäre auch zu schön gewesen.
Nun liege ich in meinem Zelt. Dies ist immer ein schöner Moment, vor allem wenn ich wie jetzt, noch Internet Empfang habe.
Ich bin froh einen Platz im Wald gefunden zu haben. Über mir rauscht der Wind in den Baumkronen. Ich hoffe der Wind bleibt dort oben und kommt nicht zu mir runter.
Es ist zwar nur eine Zahl. Aber im Laufe des Morgens habe ich Meile 625 passiert. Das sind 1’000 km. Aus meiner Sicht nicht so schlecht, nach weniger als fünf Wochen bereits 1’000 km gelaufen zu sein.