PCT Meile 565.2, Höhe 1‘200 Meter, 18.9 km / 4h 00 / ca. 830 Höhenmeter gelaufen
Wie im gestrigen Blog angedeutet, hatte ich die schlimmste Nacht bis jetzt. Dabei ging es nicht darum wie gut das ich geschlafen habe, sondern um den Wind.
Am frühen Abend sah alles noch gut aus. Es hatte Wind aber nicht so stark. Kaum war die Sonne untergegangen, wurde der Wind immer stärker. Nach circa 30 Minuten gab es teilweise orkanartige Böen. Ich musste damit rechnen, dass mein Zelt jederzeit zerlegt werden kann. Daher habe ich schnell reagiert. Ich habe alle meine Sachen aus dem Zelt raus genommen und anschliessend die Zeltstange entfernt. So lag das Zelt flach am Boden, gehalten von vier Heringen. Ich bin dann mit meiner Isolationmatte und dem Schlafsack auf das Zelt gelegen. Es war nur schon eine Übung, meine Isolationmatte und den Schlafsack auf dem Zelt zu platzieren. In dem Moment wo ich etwas losgelassen hätte, wäre das Teil durch die Luft geflogen.
So kam ich also zu meinem ersten, unfreiwilligen, Cowboy Camping. Der Wind war die ganze Nacht durch extrem stark. So stark dass dieser mich teilweise fast von der Isolationmatte geblasen hätte. Das will schon einiges heissen.
Dass ich in dieser Nacht nicht geschlafen habe, verstehen wahrscheinlich alle. Um 4:15 Uhr habe ich auf die Uhr geschaut und beschlossen die Nacht abzuschliessen. Ich musste dann sehr gut überlegen wie ich vorgehe, damit mir kein Ausrüstungsgegenstand vom Wind weg getragen wird. Dies hat dann gut funktioniert und ich war circa 30 Minuten später angezogen und hatte meine Ausrüstungsgegenstände zusammen gepackt. Dann habe ich alle meine Ausrüstung Teile in den Rucksack geworfen. Durch das schnelle packen hatten die Lebensmittel keinen Platz mehr, diese habe ich dann von Hand getragen.

So bin ich dann kurz nach 5:00 Uhr losgelaufen. Der Wind war stets so stark dass dieser mich immer wieder vom Weg gedrängt hat. Nach 30 Minuten habe ich eine windgeschützte Stelle erreicht, an welcher ich meine Ausrüstung korrekt verstauen konnte. So hatte auch mein Essen wieder im Rucksack Platz. Nach rund 6 km war ich schon an der Strasse welche nach Tehachapi führt. Diese Strasse ist bei den Wanderer begehrt, da auf dieser schneller eine Mitfahrgelegenheit gefunden wird als auf dem Highway 58. Ich habe mich trotzdem entschieden weitere rund 14 km zu laufen, bis zum Highway 58. Bei diesem ist bekannt, dass es sehr schwierig ist Autostop zu machen. Grund, die Autos fahren auf dieser Strasse sehr schnell und halten eher selten an.


Ich war dann rund 1 km vor dieser Schnellstrasse entfernt, als ein Elektrofahrzeug sich leise von hinten her näherte. Die Beifahrerin hat mich dann gefragt ob ich eine Mitfahrgelegenheit suche. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um zwei Trail Angels handelt. Ich habe dann der Mitfahrgelegenheit sehr schnell zugestimmt. Wäre ich weitergelaufen, hätte ich unter Umständen viel Zeit verbraucht um eine Mitfahrgelegenheit zu organisieren. Die zwei Trail Angels haben mich bis zum Haus von „Stay Gold“ gefahren. Stay Gold beherbergt Wanderer gegen eine Spende.
In den letzten zwei Tagen habe ich mit verschiedenen Trail Angels Kontakt aufgenommen. Schlussendlich war ich happy, dass mich Stay Gold aufgenommen hat. Stay Gold hat seinen Trail Namen auf dem PCT erhalten. Der Name hat ihm so gut gefallen, dass er diesen auf seine zwei Handrücken tätowiert hat.
Ich war dann schon um 11:00 Uhr beim Haus von Stay Gold. Es war aber niemand zu Hause. Ich hab ihn dann angetextet. Er hat mir mitgeteilt, dass ich meinen Rucksack vor dem Haus liegen lassen kann. Das habe ich gemacht und bin dann rund 2 km bis zur Hauptstrasse runtergelaufen. Dort habe ich mir dann in einem Burger Shop einen Tripelburger bestellt. D.h. dreimal Fleisch und dazwischen immer eine Scheibe Käse. Dazu eine Portion Pommes Frites und ein süsses Getränk.
Ich war dann freudig überrascht als ich Fabian und Malena getroffen habe. Das ist ein Paar aus Deutschland, welchem ich schon ein paarmal begegnet bin. Wir haben dann zusammen Mittag gegessen und festgestellt, dass wir uns sehr wahrscheinlich morgen Donnerstag auf dem Weg wiedersehen werden.
Anschliessend habe ich ein paar Lebensmittel gekauft und versucht eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen, damit ich die 2 km nicht auf eigenen Füssen zurücklaufen muss. Ohne es zu wissen bin ich bei Stay Gold ins Auto eingestiegen. So habe ich die Person hinter dem Namen kennen gelernt.
Im Haus angekommen waren bereits drei andere Wanderer am sortieren von ihren Essensvorräten. Später kamen dann nochmals zwei Wanderinnen dazu. Um 17:00 Uhr sind dann nochmals vier Wanderer gekommen. So sind wir heute zehn Personen. Geschlafen wird wo es gerade Platz hat. Auf dem Teppichboden im Wohnzimmer, auf einem der Sofas, auf einer Liege im Garten oder man kann auch sein eigenes Zelt aufstellen. Zudem stellt Stay Gold auch sein 35 Fuss Motorhome zur Verfügung.



Ich werde wahrscheinlich auf dem Boden schlafen. D.h. auf meiner Isolationmatte.
Dann sah ich sie, die Körperwaage. Ich habe mir vorgenommen frühestens nach vier Wochen auf eine Waage zu stehen. Das Resultat hat mich dann leicht schockiert. Vor fünf Wochen war ich noch circa 94 Kilo schwer, jetzt noch 86 Kilo. D.h. Ich habe innerhalb von vier Wochen wandern 8 kg abgenommen. Ich muss mir jetzt überlegen was ich in mich rein drücken soll, damit der Gewichtsverlust nicht in diesem Ausmass weitergeht. Ich habe zwar noch etwas Speck an den Hüften, der reicht aber nur noch für ein paar wenige Wochen, sollte es so mit meinem Gewichtsverlust weitergehen.
Aussicht; Der nächste Zielpunkt ist Kennedy Meadow South. Dieser Ort ist 135 Meilen beziehungsweise 220 km entfernt. Ich habe geplant, das Ganze in circa sechs Tagen zu laufen und dazu alles essen mitzutragen. Da ich während dem wandern nicht so viel esse, muss ich auch nicht so viel tragen. Ich habe einen Sack voller Essen dabei und werde das Essen so einteilen, dass es rund sechs Tage ausreichen wird.
Es gibt bei zwei Pässen mit der Möglichkeit in eine Ortschaft zu fahren. Diese Möglichkeiten benötigen aber immer einiges an Zeit. Diese Zeit möchte ich lieber investieren, um auf dem Trail vorwärts zu kommen.