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Tag 021; 19. Mai 2024, Guffy Campground

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PCT Meile 364.4, Höhe 2’520 Meter, 23.4 km / 6h 10 / ca. 1’360 Höhenmeter gelaufen

Heute hatte ich einen kurzen Tag geplant. Aber von Anfang an. Von meinem Zeltplatz aus hatte ich einen wunderbaren Ausblick auf den Sonnenaufgang. Im Tal unten hatte es Nebel, was das Ganze noch viel spezieller machte.

Das zusammenpacken meiner sieben Sachen geschieht fast automatisch. Ich benötige dennoch für alles rund 45 Minuten. So war ich um 6:00 Uhr Ablauf bereit. Nach einer Laufstunde habe ich Ria getroffen. Ria ist eine Frau aus Holland. Wir begegneten uns in den letzten Tagen immer wieder mal. Nun kenne ich ihren Namen. Heute ging es meistens nur in eine Richtung und das war hinauf.

Rauf in die Wright Mountains, welche sich oberhalb von der Ortschaft Wrightwood befinden. Wrightwood hat circa 4’500 Einwohner und bietet alles an was das Wandererherz begehrt. Ich habe mir für morgen Montag einen Unterkunft gesichert. Mein Plan sieht so aus, dass ich heute bewusst nicht weit gelaufen bin, hat auch damit zu tun dass es einige Höhenmeter gab. Morgen Montag werde ich auch nur wenige Kilometer am laufen. Dies bis zum Highway Nr. 2. Von dort werde ich mir eine Mitfahrgelegenheit nach Wrightwood suchen.

So sollte ich vor Mittag in Wrightwood sein. Mit diesem Zeitplan habe ich genügend Zeit um alle Arbeiten zu erledigen welche in den letzten sechs Tagen angefallen sind. D.h. Kleider waschen, Eric waschen und rasieren, alle elektronischen Geräte laden, alle Up- und Downloads für das Handy durchführen und noch Lebensmittel für die nächsten paar Tage einkaufen.

Ich habe heute in Diskussion mit verschiedenen Wanderer festgestellt, dass alle nach Wrightwood runterlaufen. Das sind rund 700 Höhenmeter, welche ich mir im Moment nicht antun möchte. Die meisten der von mir befragten Wanderer werden dann morgen mit Autostop bis zur Kreuzung Highway Nr 2 und dem PCT fahren. Dadurch werden rund 8 km auf dem PCT nicht gelaufen. Kein Unglück, doch ich persönlich möchte den ganzen PCT laufen, Schritt für Schritt. Mir ist bewusst, dass es Situationen geben kann wo es nicht möglich ist. Eine dieser Situationen können zum Beispiel grossflächige Waldbrände sein. Über diese mache ich mir aber im Moment noch keine Gedanken.

Nach rund 20 km habe ich auf einem Berggrat die Möglichkeit genutzt zu telefonieren. Dies war heute sonst nur sehr schlecht möglich. Anschliessend habe ich mit Emily zusammen Mittag gegessen. Emily wird auch nach Wrightwood runterlaufen und hat sich dort für heute ein Hotelzimmer gebucht. Ich bin anschliessend noch etwa 3 km weiter gelaufen bis zum Guffy Campground. Dieser ist einer der grössten welchen ich bis jetzt gesehen habe. Liegt wunderschön in einem offenen Wald mit herrlichem Ausblick auf verschneite Berge und in die Tallandschaft runter.

Es wundert mich nicht, dass ich diesen Platz alleine für mich habe. Zu gross ist die Verlockung nach Wrightwood zu laufen und dort alle Annehmlichkeiten zur Zivilisation zu nützen.

Ich hatte noch Glück dass ich kurz vor dem Zeltplatz Schmelzwasser sammeln konnte. So habe ich mir erspart den Hang runter zu laufen um dort an einer Quelle meinen Wasser Vorrat aufzufüllen.

Als ich diesen Blog erstellt hatte war es erst 17:00 Uhr.  Himmel und die Sonne schien, ohne dass eine Wolke im Wege stand. Es hat aber einen ziemlich frischen Wind und so auf 2’500 m kann das dann schon recht kühl sein. Daher bin ich in mein Zelt gekrochen, welches von der Sonne gut aufgeheizt wurde. Normalerweise ist es eher unangenehm, jetzt bin ich aber froh darum etwas warm zu haben. Ich könnte mir vorstellen, dass ich mich in ein paar Tagen oder ein paar Wochen wieder an diesem kühlen Wind zurück erinnere, und diesen auch gern hätte.