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Tag 047; 14. Juni 2024, Buck Rock Campground Sequoia National Forest – Kings Canyon National Park

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Gestern Abend war ich mir nicht sicher wie gut das ich schlafen kann. Etwas entfernt von meinem Zelt, haben andere Camper relativ laut Musik gehört. Diese haben sie dann kurz nach 18:00 Uhr abgestellt, so war der Rest des Abends und die ganze Nacht, Ruhe. Am Morgen bin ich wie immer früh aufgewacht. Da ich heute kein grosses Programm geplant habe, habe ich es gemütlich genommen. Das Zelt hatte wieder mal etwas Kondenswasser angesammelt. So bin ich kurz nach 6:00 Uhr aufgestanden habe meine Sachen zusammen gepackt und bin losgefahren.

Kurz vor 7:00 Uhr war ich beim Kings Canyon Overlook. Eine Stelle welche einen guten Überblick über einen Teil des Nationalparks gibt. Ebenso wichtig war mir, dass ich einen guten Internet Empfang hatte. So konnte ich meinen Blog hochladen, andere Daten runterladen und ein paar Telefongespräche führen.

Anschliessend fuhr ich zum Kings Canyon Visitor Center, welches wie das gestrige sehr schön gestaltet ist. Dort habe ich einen circa 20-minütigen Film über den Nationalpark angeschaut. Dieser hat unter anderem erklärt, dass die V-Täler durch das Wasser geschaffen worden und die U-Täler durch die Gletscher. Ein durchaus sehenswerter Film. Dann bin ich etwas weiter zum Hume Lake gefahren. Dort hat es auf der Übersichtskarte einen Zeltplatz eingezeichnet. So in der Nähe eines Sees hätte mich dieser noch gereizt. Diesen Zeltplatz habe ich später nicht gefunden.

Ich habe mich auf ein friedliches Örtchen eingestellt. Als ich ankam war aber Rambazamba. Es waren mehrere 100 Jugendliche unterwegs. Diese sind hier in einem Sommercamp. Vorbei war es mit der Ruhe. Ich habe dann in einem nahe gelegenen Restaurant etwas kleines gegessen und bin bis ans Strassenende des Nationalparks gefahren. Über weite Strecken ist die Strasse parallel zum South Fork Kings River. Dieser hat im Moment sehr viel Wasser.

Hume Lake

Da das „Strassenende“ eine Sackgasse ist, ging es anschliessend wieder den gleichen Weg zurück zum Hume Lake. Dort habe ich die Möglichkeit genutzt Benzin zu tanken. Tankstellen sind in dieser Gegend rar. Dann fuhr ich wieder zum Kings Canyon Overlook und habe dort noch etwas etwas im Internet gestöbert. Zum übernachten habe ich mir wieder die gleiche Gegend ausgesucht wie gestern, einfach viel näher an der Hauptstrasse. Dies hat den Vorteil, dass ich gleich noch Internet Empfang habe.

especially for Friday

Entscheide treffen

Ich schreibe diesen Text am Donnerstag. Ich sitze in meinem Mini, dieser bietet mir Schutz vor den Moskitos. Ich könnte auch in mein Zelt gehen, dort kann ich aber nicht so bequem sitzen wie im Mini. Beim Nachtessen hab ich mir überlegt was ich diesen Freitag unter dem Namen von „especially for Friday“

schreiben und verschicken soll. Ich habe mir in den letzten paar Wochen eine Liste angelegt, mit diversen Themen, welche ich im Detail erläutern wollte. Diese haben aber alle unmittelbar mit dem wandern auf den PCT zu tun. Das passt jetzt nicht mehr.

Daher habe ich mich entschieden etwas zu dem Thema „Entscheide treffen“ zu schreiben. Wir alle treffen jeden Tag unzählig viele Entscheide. Die meisten davon betreffen unseren Alltag und sind daher nicht weitreichend. Wir alle haben aber Momente in welchen wir schwierige Entscheide treffen müssen. Hier stellt sich die Frage, treffen wir die Entscheide zum richtigen Moment, oder erst wenn wir nicht mehr anders können?

Der letzte Samstag war für mich ein Highlight. Ich habe mich mit Mike, während drei Tagen an den richtigen Ausgangspunkt gebracht. Danach hatten wir einen guten und sicheren Aufstieg zum Forester Pass. Anschliessend ging es nochmals wären 7 Stunden bis zum Trail Head wo uns die Frau von Mike abholte. An diesem Abend, nach dem duschen, war mir klar dass der Traum vom PCT, sehr wahrscheinlich, vorbei ist.

Ich hatte in sechs Wochen über ein Dutzend Blattern an den Füssen. Diese teilweise in einer Grösse wie ich sie noch nie gesehen habe. Trotzdem bin ich jeden Tag zwischen 30 und 45 km gelaufen. Mit den Schmerzen konnte ich umgehen, da ich wusste dass ich mir keinen grösseren Schaden zuziehe.

Etwas ganz anderes war es als ich feststellte, dass meine Gefühlseinschränkungen an den Füssen und den Oberschenkel, sehr wahrscheinlich Nerven bedingt sind. Da war mir schnell klar, dass ich genau jetzt etwas unternehmen muss. Genau in diesem Moment war ich maximal traurig, dies weil der Traum von PCT geplatzt war.

Jetzt, am Donnerstag, fünf Tage später bin ich glücklich. Ich bin glücklich, dass ich zum genau richtigen Moment die richtige Entscheidung getroffen habe. Alternativ wäre ich seit letztem Sonntag wieder unterwegs und würde jeden Tag circa 40 km oder mehr laufen. Mit meinem heutigen Wissensstand, hätte ich mir unter Umständen ein grösseres Problem eingehandelt, oder ich hätte mich mit einem ungeschickten Schritt in ernsthafte Probleme gebracht.

Ich hatte in den letzten paar Tagen viele Rückmeldungen. Viele meiner Freunde bedauern die Situation. Dieser Sympathiebekundungen  rühren mich.

Im Moment sehe ich aber die Chancen welche sich mir auftun. Ich habe nun eine Woche Zeit um dank dem Mietauto ein paar schöne Landschaften anzuschauen. Anschliessend habe ich noch ein paar Tage in Los Angeles, welche ich auch noch gut nutzen möchte. Und dann, freue ich mich sehr darauf meine Frau und meine Tochter wieder in die Arme zu nehmen. Auch freue ich mich meine Freunde wieder zu treffen. Je nachdem, was die Ursache meiner Gefühlsstörungen ist, hoffe ich, dass ich zu Hause noch ein paar schöne Wanderungen unternehmen kann.

Mein Fazit: hätte ich alle Eventualitäten berücksichtigt wäre ich nie in die USA gegangen und hätte nie mit dem PCT angefangen. Nun hatte ich sechs wundervolle Wochen auf dem Trail, welche ich nicht missen möchte.

Im Moment bin ich stolz und zufrieden mit mir, dass ich den für mich richtigen Entscheid, zum richtigen Zeitpunkt gefällt habe.